Donnerstag, 9. Mai 2019

Die Instagramkultur


Ich sitze mit meinem Vater im Auto und frage ihn, weshalb er eigentlich kein Instagram nutzt. Daraufhin erwidert er etwas, was mir im Kopf bleiben wird und was mich letztlich zu diesem Post bringt: „Fannie, ich glaube dafür bin ich zu alt. Ich verstehe nicht ganz, weshalb man sich und sein Leben teilweise fremden Menschen mitteilen muss. Meine Freunde und Familie reichen mir. Ihr wisst doch sowieso über mein Leben bescheid. Wieso sollte mir das nicht ausreichen?“ Das mag etwas altklug klingen, aber- Er hat recht. Doch eingestehen will ich mir das nicht. Reicht uns die uns gegebene Aufmerksamkeit im non-digitalen Alltag nicht mehr? 

Nach dem Gespräch nehme ich mir einen Moment und scrolle durch mein Instagramprofil. 245 Bilder. Meinen ersten Upload bei Instagram hatte ich 2012. Das ist sieben Jahre her. Und seit sieben Jahren nutze ich Instagram regelmäßig. Doch damit bin ich nicht die einzige. Weltweit nutzen eine Milliarde Menschen diese App. Allein in Deutschland sind es über 15 Millionen Menschen. Tage vergingen und ich wollte herausfinden wie gesund unser Umgang mit Instagram ist. Wieso machen wir „Selfies“ und wieso erwischen wir uns dabei, wie wir Likes unter dem neusten Bild kontrollieren? Aus purer Bestätigung? Also begann ich mich im Freundeskreis umzuhören. (Namen sind abgeändert.)
„Ja, ich messe mich ein Stück weit daran. Wenn man keine Likes bekommt, zieht das einen runter. Es kam schonmal vor, dass ich das Bild dann wieder gelöscht habe.“, meint meine Freundin Lena (21). Das Bild verliert also automatisch an Wert, wenn es weniger Likes bekommt. Meinem Freund Willi (22) ist das auch nicht ganz egal. „Ich mache mir nicht zu viel aus Likes, aber ich sehe schon nach, wenn ich ein neues Bild gepostet habe.“ Hand aufs Herz- Wie sieht es bei Dir aus? Erwischst du dich dabei? Im Verlauf meiner Recherche entscheide ich mich, Bilder, unter anderem Selfies, aus meinem Profil zu nehmen und archiviere sie. Nun sind noch schöne Erinnerungen und zwei Shooting Bilder auf meinem Account zu sehen. Ich frage mich, wie es bei der Generation aussieht, bei der Facebook mittlerweile altmodisch ist und frage die kleine Schwester einer Bekannten. Karina (16): „Mir sind Likes wichtig. Ich habe 800 Follower und erwarte mindestens 200 Likes auf jedes Bild.“ Auf meine Frage, ob sie bei sich ein Suchtpotenzial sieht antwortet sie mir: „Ja, kann schon sein. Ich würde es nicht ausschließen. Täglich bin ich vier bis sechs Stunden online. Aber das ist nicht so schlimm.“ 

Meine Grundschulfreundin Clara (23) meint dazu: „Zweistellig sollte es schon sein, sonst wäre es mir unangenehm.“ Ich finde eindeutige Überschneidungen. Likes scheinen also wichtiger, als die meisten sich eingestehen. Doch folgt daraus Stress und negative Gefühle? „Langfristig gesehen, ja. Weil ich ständig diesen Schein vor Augen habe. Und ich schaue darauf, was andere erreicht haben. “ Zurück zu Lena, sie sagt mir, dass sie versucht mitzuhalten. Wenn die anderen mit tollen Erlebnissen und Fotos angeben, wieso sollte sie das nicht auch tun? 
Irgendwie schockiert mich das Ganze. Social Media klingt aus diesem Blickwinkel plötzlich sehr, sehr oberflächlich. Vom „Ich-Zeige-Meinen-Freunden-Was-Ich-Mache“ zum unausgesprochenen „Ich-Will-Komplimente“ und „Schau-Ich-Bin-Besonders“. Laut einer Studie der DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen Hamburg-Eppendorf sind Rund 100.000 Kinder und Jugendliche abhängig von Social Media.
Letztendlich ist es uns allen selbst überlassen, wieviele Gedanken und Zeit wir all dem widmen. Ob uns die Langeweile „antreibt“ oder wir die App als „Schlaflektüre“ nutzen. Wichtig ist nur, sich selbst treu zu bleiben. Vielleicht ist es manchmal ganz gut, einen Schritt zurück zu gehen und zu reflektieren. Wie sieht es bei Dir aus?

4 Kommentare:

  1. Zu Beginn möchte ich sagen, tiller Artikel.
    Ich denke, jeder soll so machen wie er es möchte. Es darf allerdings auch nicht zu viel werden, denn das Leben spielt sich nicht im Internet ab. Es sollte egal sein, wie viel Likes man hat, denn das Leben lässt sich nicht damit messen. Echte/reale Freunde geben einem die Likes auf die es ankommt und das sogar ganz ohne Instagram und co.

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  2. Ja, die digitale Welt... Ich habe zwar kein Instagram, dafür aber Facebook, Flickr, Pinterest, Twitter, Youtube und einen Blog. Im Endeffekt gehts bei allen darum etwas zu teilen und Feedback zu bekommen – in verschiedenen Konstellationen und Intensitäten. Ich lese aber auch sebst gerne Blogs und schaue Videos oder Bilder an. Ich denke es ist einfach eine andere Form der Kommunikation. Treu bleiben sollte man sich dabei auf jeden Fall und es kann nie schaden mal ein paar Schritte zurück zu treten um sich dessen bewusst zu werden.
    Ganz liebe Grüße,
    Katharina vom www.Wendlandrand.de

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  3. Die digitale Welt nimmt wirklich einen großen Stellenwert in der heutigen Zeit ein. Aber ich denke, dass es ein Stückweit normal ist. Jede Generation hatte etwas, dass süchtig machend war. Bei Instagtam bin ich erst seit Dezember und das Kernthema sind Bücher. Ich mag mein normales Leben nicht mit Fremden teilen. Finde es aber okay, wenn andere Menschen das mögen.
    Dein Artikel regt zum Nachdenken an und das finde ich super.

    Liebe Grüße,
    Mo

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  4. Huhu,

    ich glaube nicht nur die Kids sind davon abhängig, selbst ich merke wie mir das Internet fehlt, wenn ich mal lange nicht online sein kann. Dieses Gefühl man könnte etwas verpassen und Social Media ist eh ein gefährliches Pflaster, gerade für Jugendliche. Das Mobbing etc., wird da oft noch gesteigert... Aber das Internet gehört zur heutigen Zeit nunmal dazu!

    Lg
    Steffi

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